Ein ernüchterndes Wahlergebnis

Das Wahlergebnis der Bundestagswahl gestern ist ernüchternd. Ich hatte mir als GRÜNER – wie viele andere – natürlich ein besseres Ergebnis erhofft. Sicher nicht die 25+ Prozent, die man mal vor einem halben Jahr kurzzeitig hatte, aber so bei 18 lag ich schon. Zudem ein schwaches Abschneiden der LINKEN, was – bei allen Unterschieden und Schwierigkeiten mit dieser Partei – eine wirkliche Veränderungs-Koalition unmöglich macht. Daraus ergeben sich für mich zwei Ernüchterungen:

Das GRÜNE Ergebnis

Ich bin noch nicht abschließend zu einer Meinung gekommen, warum dieser Abstieg in der Wählergunst gekommen ist. Dafür müsste ich mich mehr in Umfragen und Analysen begeben. Zudem habe ich ehrlich gesagt zu wenig direkten Kontakt auf der Straße gehabt.

Ich glaube nur der monokausale Hinweis auf Annalena Baerbock ist zu kurz gegriffen. Ja, es gab bei ihr handwerkliche Fehler, die für mich eben dazu führten, dass die anfängliche Euphorie wieder verpuffte und vielleicht auch die Zahlen unter die 20 gingen.

Nichts desto trotz muss man die generelle Ausrichtung im Wahlkampf beobachten und die war mir für die Größe der Entscheidung und die Bedeutung der Wahl im Hinblick auf den Klimawandel etwas zu passiv. In den Zeiten der Flutkatastrophe zunächst etwas ruhiger daran zu gehen, mag ja richtig sein, aber diese Auswirkung der Klimakatastrophe am Ende auch zu benennen, wäre mehr als notwendig gewesen.

Oder nehmen wir unseren Wahlspot. Dieser hat ja eher für Spot, als für Aufbruch gesorgt. Ein schönes Webprojekt wäre es vielleicht gewesen. Mit einem Augenzwinkern und der Bitte dies doch mal der älteren Generation zu zeigen. Der später erstellte Spot zum Klimawandel war direkt, deutlich und dem Thema Klimakatastrophe angemessen. Wenn wir aber erzählen, wie schlimm es wird und als Hauptbotschaft freundliches Gesinge erklingt, wie soll man das ernstnehmen?

Zudem wirkt das „Verbotspartei“-Trauma eben nach. Wir haben uns in Diskussionen über Spritpreise verwickeln lassen und damit in Detaildiskussionen, anstatt deutlich zu machen, wie die Welt 2030, 40 oder 50 aussieht, wenn man nicht jetzt handelt. Das kann man alles auch den Medien zuschieben, aber am Ende hängt es eben auch daran, wie offensiv oder defensiv man auftritt.

Klimakatastrophe ist egal

Aber man ist damit auch bei der zweiten Ernüchterung: Den meisten Menschen ist die Klimakatastrophe egal. Oder man glaubt, sie erledigt sich dadurch, dass man sie in tolle Papiere schreibt und vielleicht ganz langsam einen Wandel einbringt.

Dabei ist die Zeit für das langsame Umlenken langsam abgelaufen. Das hätten wir vor 10-20 Jahren machen können. Bekannt ist das Problem seit gut 30-40 Jahren. Und ja, es geht nicht alleine in Deutschland, aber sich immer darauf auszuruhen ist eben ein Teil des Problems. Und das werden wir in den nächsten Jahren erleben.

Aber gut, die Zeit des Informierens ist vorbei. Es zeigt sich aber doch leider, dass ca. 75% der Menschen den Klimawandel nicht ernsthaft betrachten und dagegen handeln. Anders ist es nicht zu erklären, dass GRÜNE, LINKE und die ein oder andere engagierte Kleinpartei nicht mehr stimmen bekamen. Dazu kommen dann vielleicht noch die 25% der SPD, die aus einem „tu mir nicht weh“-Klimaschutz bestehen.

Das ist ernüchternd. Anders kann man es leider nicht nennen und der Galgenhumor Marke „Tut mir leid mein Kind, dass die Welt untergeht, aber die Baerbock hatte damals aus Wikipedia kopiert“ nicht mehr drüber hinweg täuscht. Der Sarkasmus hat im Wahlkampf geholfen, aber jetzt gucke ich eben skeptisch in die Zukunft. Ich kenne die SPD aus Gelsenkirchen, Klimanotstand bedeutet für diese Partei, dass Umweltschutz nun genauso wichtig ist, wie Wirtschaftspolitik und sobald es an Parkplätze geht, wird die Diskussion lang.

Was jetzt kommt

Ich blicke gespannt auf die nächsten Wochen. Zusammen mit der FDP eine Regierung bilden zu müssen, deren Klimaschutz in dem Hoffen auf Zukunftstechnologien besteht, macht mir viele Sorgen. Der klassisch liberale Teil der Partei ist leider hinter der Wirtschaftsorientierung verloren gegangen. Aber gut. Um die kommen wir nicht drum.

Bleibt dann der zweite Partner und sorry, ich kann mir echt nicht vorstellen, dass dieser Laschet ist. Ich mag Scholz auch nicht, halte ihn für verlogen und falsch, aber die CDU unter Laschet und Merz ist nichts, was ich mit „Modernisierung“ oder „Zukunft“ verbinde und wie man da Kompromisse finden soll, die Klimaschutz und die längst überfällige soziale Ausgestaltung des Landes ermöglichen sollen, sehe ich nicht.